Noionitenkloster im Finsterkamm

 

Hoch droben im Finsterkamm, der natürlichen Grenze zwischen den zivilisierten Landen der Markgrafschaft Greifenfurt und dem, immer noch von Schwarzpelzen unterjochtem, Svellttal kann man als Reisender auf ein altes Gemäuer aus längst vergessenen Tagen stoßen. Das alte Kloster trägt keinen besonderen Namen, und die wenigen die es kennen, nennen es schlicht das Kloster im Finsterkamm. Wiewohl der folgende Brief fast schon zehn Götterläufe alt ist, hat er nichts von seiner Aktualität verloren:  Noch immer übt die mittlerweile um die 80 Winter zählende Äbtissin ihr Amt aus, geistern die Schreie und  irren Gelächter der zahlreichen Patienten durch die kargen Gänge und verteidigt die stationierte  Golgaritenfeder die Mauern vor den nie abklingenden, aber halbherzig geführten Angriffe der umliegenden Schwarzpelze.

"Werter Komtur,
wie befohlen habe ich meine Feder in den Finsterkamm geführt um das Kloster unsere Brüder und Schwestern vom Orden der heiligen Noionia zu finden. Lasset mich nun erzählen was ich hier vorgefunden habe:
Nicht direkt an der Passstrasse, zwischen Greifenfurt und Lowangen gelegen, entgeht den meisten Reisenden auf dieser Route die Anwesenheit des Klosters. Der Kundige weiß jedoch, wann er den regulären Weg verlassen muss, um in das Klostertal zu gelangen


In diesem Tal finden sich außer dem Kloster selbst noch einige kleinere Äcker, aber bedingt durch den eher schlechten Boden und die meist recht rabiaten Übergriffe durch Schwarzpelze wird der Anbau der wenigen wichtigen Güter im Inneren der Klosteranlage vorgenommen. Somit ist das Tal um das Kloster herum im Großen und Ganzen als karg und wenig fruchtbar zu beschreiben.

Würde man das Kloster mit einem Schiff vergleichen, würde eine Kundiger wohl am ehesten den Vergleich mit einer Trireme wagen. Am Bug findet man das zweistöckige Torhaus, am Heck den ebenfalls zweistöckigen Aufbau mit den Kajüten, dazwischen schließen die Mauern den Innenhof ebenso ein wie die
Ruderbänke das Mittelschiff.

Der Weg ins Kloster führt durch das Torhaus. Allerdings vermag die Bezeichnung Torhaus hier zu täuschen. Auf Höhe des Bodens wird die steinerne Mauer durch ein großes, doppelflügliges Eichentor unterbrochen. Direkt darüber wurde eine überdachte Holzkonstruktion auf das Mauerwerk gebaut um unseren Wachposten Schutz vor der Witterung zu gewähren.

Hat man das Tor erst durchschritten betritt man den großzügigen Innenhof des Klosters. Zu beiden Seiten von der Klostermauer eingerahmt finden sich hier kleine Gärten mit Gemüse oder Kräutern, aber auch einfache Ruheplätze, um den `Bewohnern´ der Anlage das Herumspazieren innerhalb der schützenden
Mauern zu erlauben. Am Kopfende des Innenhofes befindet sich das Haupthaus des Klosters, das wenn man es eng nimmt, auch das einzige wirkliche Gebäude des Klosters ist. Das Gebäude erstreckt sich von der Ostmauer bis zur
Westmauer und schließt somit den Innenhof vollständig ab.

Als ich die geheiligten Hallen des Klosters zum ersten Male betrat, fühlte ich mich direkt an eine Wehrheimer Kaserne erinnert. Die wenigen Fenster haben die Form von Schiessscharten und die 4 Schlafsaale im Erdgeschoss bieten sicherlich jeweils einem dutzend Leute einen Platz zum Ruhen. Weiterhin findet man hier noch einen Raum, für eine Küche von angemessener Größe, sowie ein Aufgang zum
Obergeschoss. Dieses ist nicht so breit wie das Erdgeschoss, dafür finden sich hier eher kleinere Kammern, wie es heißt sind hier die ´besonderen´ Bewohner des Klosters untergebracht. Ebenfalls finden sich hier die Kammern einige Priester und das der Äbtissin. In der Küche findet sich auch die Klappe zum Untergeschoss, das lediglich als Lagerraum für die Vorräte des Klosters dient, von den Dimensionen
jedoch zu früheren Zeiten für weit mehr genutzt zu worden scheint […]

Die Äbtissin des Klosters, Mutter Eleonora, wirkt auf mich als wäre sie schon hier seit das Kloster erbaut wurde. Ihr eingefallenes Gesicht ist von Falten und Altersflecken übersäet und in jeder ihrer, recht häufigen, Sprechpausen hat man das Gefühl, dass der Hohe Herr BORon sie zu sich gerufen hat. Jedoch hebt ihre
Rabengleiche Stimme immer wieder aufs Neue an, nicht sehr laut, aber dennoch überraschend klar und deutlich.

Acht weitere Brüder und Schwestern des Ordens der Heiligen Noiona versehen hier ihren Dienst. Unterstützung finden sie dabei von fünf Akoluthen, welche hier ebenfalls ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Zusammen mit meiner Feder und den dauerhaften Patienten sind sicherlich mehr als 4 Dutzend Menschen in
diesen Mauern zu Hause, die kurzweiligen Patienten nicht mitgezählt […]

Man hat mir berichtet, dass in den letzten Jahren die Schwarzpelze in der Gegend hier immer dreister geworden sind. Wie es scheint, berennen die halbwüchsigen Orks der benachbarten Stämme in unregelmäßigen Abständen die Mauern des Klosters um ihrem Stamm den eigenen Mut zu beweisen. Wohl weislich war da die Entscheidung des Großmeisters, unsere Feder hierher zu verlegen. Unter unserem
Schutz soll dieses Kloster fortan stehen, auf dass die Schwarzpelze es in Bälde einsehen werden, dass ihre Angriffe auf die Mauern des Klostern vergebens sind.

Die Zwölfe, BORon allen voran, sollen mit Euch sein!"

- aus einem Brief Ritter Niamors an seinen Vorgesetzten zu Garrensand, 24 Hal

 

Text: Carsten Balzer und Elias Moussa