Knappe Marbian von Mersingen

Bruder Marbian von Mersingen ä.H., Knappe vom Orden des Heiligen Golgari

 

Marbian wurde am 18. Ingrimm 1010 BF als Travomir von Mersingen ä.H. geboren und ist der Sohn von Junker Jandhold Degenhard von Mersingen, Meisterkoch des Hauses Seelander und einer Unbekannten. Seine Jugend verlief unbeschwert, denn sein Vater setzte kaum Erwartungen in seinen Spross. Travomir entdeckte früh seine Liebe zur Kochkunst. Er absolvierte die Offiziersschule in Honingen und wurde Leutnant in der Armee des Neuen Reiches. Dort wurde er einer Stabskompanie zugeteilt und übernahm die Verantwortung für den Tross im Allgemeinen und die Küche im Speziellen. Ob es sich um die Mahlzeiten der Gemeinen oder um Offiziersempfänge handelte, Travomir war in seinem Element und er schaffte es immer seine Gäste zufrieden zustellen. Und schon bald träumte der junge Travomir von einer erfolgreichen Kochkarriere fern von jeglichem Ungemach, die der Krieg bringt.

 

Doch dieser Traum sollte ein jähes Ende finden. Während des Jahres des Feuers war der junge Adlige für die Versorgung von Soldaten zu geteilt, die die Brücke über den Dergel in der Nähe von Ochsenried halten sollten. Am Anfang sah es noch gut aus und der Sieg schien zum Greifen nah, aber die Nacht brachte den Tod. Untote, Dämonen und blutrünstige Heerscharen überrannten die Stellung der Kaiserlichen, die in heilloser Flucht davonrannten.

 

Travomir tat alles, was er konnte, um die Menschen des Trosses zu schützen und zu retten, aber es war einfach nicht genug. Der Feind kannte kein Erbarmen. Der Leutnant stürzte sich, noch die Schürze umgebunden, in die gegnerischen Horden. Wie ein Korserker fiel er über die Feinde her, trennte Gliedmaßen von Leibern, zermalmte Schädel und durchstach Herzen. Seine blinde Wut hatte nichts mehr mit dem Recht schaffenden Zorn eines Traviagläubigen zu tun, der das Herdfeuer verteidigte, sondern es war der pure Hass. In einer Orgie der Zerstörung tötete er unzählige Feinde, aber auch einen Teil von sich selbst. Nach diesem Massaker verlor er seine Träume und Visionen. Travomir verlor den Glauben an sich und die Welt. Als er das Schlachtfeld überblickte, blutverschmiert und die Waffe noch in der Hand, kam ihm alles so sinnlos und sein Leben so bedeutungslos vor. Namenlose Zweifel kamen in ihm auf. Travomirs Lebensfunke erlosch und für einen kurzen Moment hasste der junge Travomir die ganze Welt und verfluchte die Götter. Dann hörte der junge Mann ein Krächzen. Er schaute auf und sah einen einzelnen Raben, der ihn eindringlich beobachtete. Der Blick dieses Rabens holte Travomirs Seele zurück nach Dere, auf den Pfad der Tugend. Der Leutnant quittierte seinen Dienst bei den Kaiserlichen und trat Sinn und Vergebung suchend dem Orden des Heiligen Golgari bei. Leutnant Travomir verschwand und der Knappe Marbian war geboren.

 

Marbian ist ein kräftiger junger Mann von 9,5 Spann Größe, der aufgrund seiner Arbeit in der Küche und seiner Liebe zum Kochen trotzdem noch einen kleinen Bauchansatz hat. Seine braunen Haare trägt er angemessen kurz, zumeist gerade mal einen Halbfinger lang, und stets versucht er seinen Kaiser-Reto-Bart angemessen zu pflegen. In vollem Ordensornat ist Marbian eine eindrucksvolle Erscheinung, obwohl ihm die düstere Aura vieler anderer Golgariten vollkommen fehlt. Vielmehr strahlt der Knappe Gutmütigkeit, Mitgefühl, Melancholie aber auch eine sanfte Autorität und ruhige Kraft aus. Ein Blick seiner weichen, braunen Augen reicht zumeist aus, um dem einfachen Volk das Gefühl zu geben, in Sicherheit zu sein. Sein Gebaren ist unaufdringlich, immer höflich und charmant, was ihn bei vielen Mitmenschen beliebt macht. Seine Worte wählt Marbian borongefällig mit Bedacht. Er ist ein hervorragender Koch und exzellenter Gastgeber. Seine Leidenschaft für das Harfenspiel und dem Gesang, sowie seine Liebe zu Süßwaren aller Art, ist bei seinen Vorgesetzten im Orden nicht gern gesehen und er tut sich schwer, diese „Laster“ aufzugeben.

 

Auf der anderen Seite erfasst den jungen Marbian von Zeit zu Zeit der Schwermut und Bishdariel zeigt ihm sein Schauergesicht. Dann hört er wieder die Schreie seiner Freunde und Feinde. Dann steigt ihm der Geruch von Blut und verbranntem Fleisch wieder in die Nase, die Gräusche von brechenden Knochen und reißendem Fleisch dringt an seine Ohren und das Gefühl der Hilflosigkeit sucht den Mann heim. Die Zweifel kommen wieder zurück und namenlose Stimmen sprechen vom Verrat der Götter. Weinend sitzt er dann zumeist in der Dunkelheit und sucht bei dem göttlichen Raben aber vor allen Dingen auch bei der gütigen Marbo Trost, denn die Herrin Marbo zählt für ihn sehr viel. Zu solchen Zeiten wirkt Marbian sehr entrückt und in seiner eigenen Welt gefangen. Und nur Ymra wird zeigen, ob er den Weg des weltlichen Kriegers beibehält, den Weg des Mystikers einschlagen oder der Weg der Verdammnis ihn verschlingen wird.

 

Text von: Stefan Flüchter