Komtur Isonzo von Phexhilf-Rabenstein

 

Ehrwürden Isonzo, Ritter vom Orden des Heiligen Golgari, Komtur der Speiche Punin, Diener Golgaris und Baron von Phexhilf

 

Geboren wurde Isonzo am 5. RAH 1 v. Hal, seine Mutter Thyria Tannhaus, eine einfache phexhilfer Forstmeisterin, verstarb nach seiner Geburt an Kindbettfieber. Sein Vater, Baron Ulfried, selbst ein leidenschaftlicher Jäger, verbrachte nach dem Tod seiner Frau mehr Zeit in den phexhilfer Forsten als mit seinem Sohn. Er stürzte sich außerdem in jedes militärische Abenteuer, das sich anbot, um möglichst wenig Zeit in der Baronie verbringen zu müssen. Seinen Sohn liess er sehr genau spüren, dass er ihn für den Tod der Mutter verantwortlich machte. Der kleine Isonzo wuchs in der Obhut einer Amme auf und erhielt einen großen Teil seiner Erziehung vom Freund der Familie, dem tulamidischen Magier Yassir ibn Surkan. Dieser weckte sein Interesse an Abenteuern und fernen Ländern, aber  auch seine Feindschaft den ketzerischen Novadis gegenüber, die nach Erzählungen des Magiers den Almadanern ihre südlichen Ländereien unter hohem Blutzoll gestohlen hatten und die rechtgläubigen Tulamiden unterdrückten.

Seine Jugend verbrachte er in Punin im Pagen- und Knappendienste am dortigen Hofe, nachdem er den Ritterschlag vom Reichsbehüter Brin höchstselbst erhalten hatte, kehrte er zurück auf seine Stammburg Phexenstein. Im Jahre 21 Hal verstarb Baron Ulfried in den Orkkriegen, Isonzo wurde als einziger, legitim anerkannter Nachkomme 17. Baron von Phexhilf in einer langen Ahnenreihe von 16 männlichen und 5 weiblichen Amtsvorgängern. Wohl wissend, dass die Geschäfte und der  Fortbestand seines Baronsgeschlechtes nun in seinen Händen lagen, bestellte der junge Baron einen zuverlässigen Vogt und begab sich auf Reisen, um sich die passende Partnerin zu suchen. Die Brautfahrten des Barons wurden eine Geschichte der Misserfolge und persönlichen Enttäuschungen. Isonzo musste erfahren, dass er unter den Damen absolut keine gefragte Person war. Mit seiner Größe von 1, 80 Schritt und seinem hageren Körperbau zählt er auch nicht zu den imposantesten Kriegergestalten. Seine verschlossene, ernsthafte Art und seine Schüchternheit machen ihn nicht zu einem Meister des neckischen, unverbindlichen Plaudertons, der von der Damenwelt so geschätzt wird.

Nach seinen Reisen kümmerte sich der Baron um die Geschäfte seines Lehens und bewies dabei phexisches Geschick. Sein Vater hatte ihm eine ziemlich leere Kasse hinterlassen, die Isonzo sehr bald auffüllen konnte (mit nicht immer ganz legalen Geschäftsmethoden). Die Grenzstrasse zu den horasischen Zwergen in Schradok kam ihm dabei sehr gelegen (Der unter mysteriösen Umständen verstorbene Gaugraf vermutete Schmuggel und Zollbetrug, konnte aber keine Beweise mehr erbringen!).

Heute erstrecken sich die geschäftlichen und freundschaftlichen Beziehungen des Barons von den grangorer Werften bis zu den Adelshäusern Flogglond und Al´Muktur. In jüngster Zeit sah man gar Kaufleute aus Chorhop zu Gast auf dem Phexenstein. Wer vermag schon zu sagen, welches Geschäft der Baron gerade plant?

Im Jahre 27 Hal machte Isonzo eine Entdeckungsreise in die Wüste Khom, die ihn grundlegend verändern sollte. In den Ruinen einer alttulamidischen Wüstenfestung geriet er mit seinen Begleitern in einen Hinterhalt des alten Familienfeindes Hassan von Chababien. Dabei wurde der Baron so schwer verletzt, dass ihn nur Borons Gnade vor seinem sicheren Ende bewahrte. Denn als der Baron die Nacht allein in dem alten, verfallenen Boronschrein der Feste verbracht hatte, schritt er im Morgengrauen mit heiligem Zorne und neuen Kräften erfüllt ohne eine Wunde am Körper zu haben den Feinden entgegen und trieb sie in die Flucht. Der Baron wusste dem Dunklen Herrn seine Rettung wohl zu danken, denn nach seiner Rückkehr stiftete er seine Stammburg als Golgaritenfeste mit Residenzrecht für die phexhilfer Barone und trat dem Orden bei. Aufgrund seiner hochadligen Abstammung nahm ihn der alte Ordensritter Borowin von Kaltenfurt als Knappen an und der Baron erhielt nach einem Götterlaufe Dienst seinen Ritterschlag und durfte zunächst als Schwingenführer der Schwinge „Rabenzorn“ auf dem Phexenstein vorstehen. Im Jahre 30 Hal wurde der Phexenstein gar Sitz des Landmeisters, dessen Amt der Baron erhielt. Mit der Annahme des Ordensnamens „Rabenstein“ sorgte Isonzo für Verwunderung beim nordmärker Geschlecht zu Rabenstein, doch nach einer persönlichen Auskunft gestattete der nordmärkische rabensteiner Baron ihm das Führen des Namens. Was in jener Wüstennacht dem Baron nun tatsächlich widerfahren ist, vermag niemand zu sagen. Sein Lächeln jedenfalls ist noch seltener geworden und in letzter Zeit werden häufiger die Leichen von Verbrechern aus dem Kerker getragen, die an einer seltsamen Entkräftung gestorben zu sein scheinen...

Im Jahre 32 galt es, das Amt des Speichenkomturs in Punin neu zu besetzen, der Baron wurde zu einem persönlichen Gespräch mit dem Raben von Punin und der Grossmeisterin Borondria gebeten, die Wahl der Ordensoberen fiel auf Isonzo. Damit hieß es fürs Erste Abschied vom Phexenstein nehmen und Umzug in die Stadtresidenz der almadanischen Capitale unweit des großen Borontempels. Die Amtsgeschäfte der Baronie lagen damit vollends in den Händen des Burgvogtes, die Schwinge auf dem Phexenstein wurde zu Ehren des neuen Komturs in „Rabenstein“ umbenannt.

Seinen Beitrag zur Sicherheit des Reiches ist der Baron bereit zu leisten. Während des  Borbaradfeldzuges diente er mit seinem Golgaritenkommando bei der Untotenbekämpfung auf den Schlachtfeldern. In den Gefechten fiel auch sein Mentor, der alte Ritter Borowin, was Isonzo sehr bedauerte.

Politisch steht vor den Interessen des Reiches bei Isonzo die Provinz Almada. Durch Gareth fühlt er sich mit Prinzessin Rohaja nicht angemessen repräsentiert. Seiner Ansicht nach müsste ein männlicher Thronfolger dem Königreiche vorstehen. Da Isonzo unter einer leichten Frauenparanoia leidet, hat er den gesamtaventurischen Wechsel zu überwiegend weiblichen Thronfolgern mit zunehmenden Entsetzen verfolgt (der bosparanisierende Ausdruck „Feminisierung“ ist gefallen). Mit seinen Verwandten im Horasreich, dem Haus seines Cousins Vascal ya Berisâc, ist er freundschaftlich verbunden. Zwei Dinge schließlich kann man Isonzo nicht nachsagen: Herzlichkeit (seine Gefühlsausbrüche sind selten) und Bürgernähe. Isonzo hat im Laufe seiner Amtszeit als Baron außer bei Strafprozessen noch nie einen „gewöhnlichen“ Untertanen empfangen. Der Kontakt zu seiner Bevölkerung beschränkte sich auf die Bürgermeister, die Wehrvögte und die Ritterschaft.

 

Text: Gunnar Dröge