Schwingenführer Geldrian von Ebersberg

 

Bruder Geldrian, Ritter vom Orden des Heiligen Golgari und Schwingenführer der Schwinge „Rabenkralle“

 

Der junge Ritter aus dem wilden Norden der Mark Osterfelde in dem altehrwürdigen Herzogtume Tobrien dient nun schon seit gut sechs Götterläufen dem dunklen Gotte Boron. Eines Praioslaufes im Götterlauf 26 Hal stand der erst jüngst in den Ritterstand erhobene Jüngling vor den Toren des Hauptklosters Garrensand, mitten in den Landen des Fürsten vom Kosch.

Von Kindesbeinen an schon schien der scheue, zurückhaltende Knabe von seltsamen Alpträumen und Tagträumen geplagt zu werden, viele des Gesindes sprachen gar von einem Boronsraben in Menschengestalt und gingen dem jungen Herren darob aus dem Weg. Was den gestrengen Vater nicht davon abhielt seinen Sohn die Härten der Knappschaft am Hofe eines befreundeten Adligen zu durchleben. Doch der Herre Boron holt die Seinen...

Unter der Last immer zahlreicher werdenden Traumgesichter suchte der junge Ritter die Boronkirche mit der Bitte um Hilfe auf. Und so dauerte es nicht lange bis er gänzlich in die Obhut der Kirche flüchtete und den ihm doch so fremden, dunklen Herrscher aus Alveran schließlich als seinen Herren annahm. Die letzten drei Götterläufe verbrachte der Edelmann auf der mächtigen Burg Mersingen in der Baronie Pulverberg, Bollwerk des Landgrafen der Trollzacken und Heimstatt des Ordens des Heiligen Golgari in der Speiche Darpatien.

Der Sohn des mittlerweile in Reichsacht und Kirchenbann gefallenen Barons Thisdan von Ebersberg zum Ebersberg bemühte sich in den letzten Götterläufen seinen dunklen Herrn gerecht zu werden und so näherte er sich immer mehr seiner Gottheit an. Die Weihe schien da naheliegend. Doch kurz vor den Weihefeierlichkeiten sollte es jedoch anders kommen, denn erneute Traumgesichte suchten den Boronsritter heim. Traumgesichte von schrecklichen Greueln und in deren Zentrum davon das alte Richtschwert von Ysilia, Vatermörder. Eine boronheilige Queste ward geboren...

Der hochgewachsene Boronritter von adligem Blute erscheint dem aufmerksamen Beobachter eher wie ein Rondrianer denn ein Diener des Herren Borons, wären die kräftigen Schultern nicht von dem weißen Mantel mit dem gebrochenen Rad und den zwei schwarzen Schwingen umhüllt. Darunter lugt eine geschwärzte Plattenrüstung und das Wehrgehänge mit dem stählernen Rabenschabel hervor. Kniehohe Lederstiefel bedecken die Beine und schützen vor Nässe und Schmutz.

Der junge Ritter mit dem kurzen, wild geschnittenen Haar von brauner Farbe und den dunklen, unergründlichen Augen erscheint trotz seiner unheimlichen Erscheinung als ein freundlicher und umgänglicher Mensch. Wenn gleich er nicht unbedingt ein geschwätziger Zeitgenosse ist, strahlt er aber eine Herzenswärme und echte Gläubigkeit aus. Ruhe und Gelassenheit in Person...

Unermüdlich stritt er bisher in der Baronie Schwürzhofen für seinen Herren Boron und scheint festen Willens den gepeinigten Menschen dort Trost zu spenden, den man dort wohl dringend braucht. Doch auch sein Herz ist etwas betrübt, denn sein getreues Roß zu verlieren ist für einen jungen Ritter fast schon von gleicher Tragweite wie niemals von dem lieblichen Weine ehrlicher Liebe zu kosten. Ein prächtiges Streitroß aus den Gestüten Ferdoks war der gute Lucrann, doch die vor Hunger weinenden Kinder erweichten sein Herz und schweren Herzen brachte er das große Opfer seinen treuen Freund dem Schlachter zu überantworten. Dauerte ihn doch das Leid der Kinder...

Vor kurzem erst wurde er von dem Schwingenträger Edorian Rabenschwinge aufgesucht, welcher ihn von seiner boronheiligen Queste (die bis dato noch keine Abschluss gefunden hatte) entband, ihn im Namen des Komturs der Speiche Tobrien mitteilte, dass er nunmehr Schwingenführer der Schwinge „Rabenkralle“ sein sollte und in Geldrian den alten Wunsch wieder entfachte, dereinst die vollständige Weihe des dunklen Gottes zu erhalten…

 

Text: Swen Stabenow