Landmeister Bishdarielon von Suunkdal

 

Bruder Bishdarielon, Ritter vom Orden des Heiligen Golgari und Landmeister von Suunkdal

 

Erscheinung:

173 Halbfinger groß, schwarze, schulterlange Ringellocken, stechende, schwarze "Rabenaugen", hohe Stirn, typische "Bocksnase" und "-Lippe" des Hauses Friedwang. Vornehm blass, drahtig, kräftig und wendig, darpatischer Stiernacken. Markanter, düsterer Schönling. Der obere Rand des rechten Ohrs fehlt seit Geburt: ein Erbfehler, der bei allen männlichen Nachkommen des Heiligen Alboran von Baliho auftreten soll. Trägt meist ein dunkelglänzendes Kettenhemd, schwarze Arm- und Beinschienen sowie den weißen Mantel eines Ritters der Golgariten. Den Waffenrock mit dem Gebrochenen Rad streift er nur zu offiziellen Anlässen über, von seinem schmucklosen Schwert "Jasperion" trennt er sich höchst ungern. Üblicherweise führt er am Gürtel noch einen Rabenschnabel.

 

Mittlerweile krächzen es die Raben von den Dächern: Dass es sich bei "Bishdarielon von Senkenthal" um den 1008 BF verschleppten wahren Friedwanger Baronieerben Alrik Tsalind handelt. Der damalige Knappe des Grafen Answin von Rabenmund geriet, von Räubern entführt, erst in die Al´Anfanische Sklaverei, dann in den Khomkrieg. In Unau soll ihm vom Patriarchen Tar Honak (mit dem Stab des Vergessens) höchstselbst die Erinnerung an seine Abkunft geraubt worden sein. Nach zwölf Jahren Dienst bei den Boronsraben, unter dem Ordensnamen Bishdarielon, gab ihm Amir Honak das Gedächtnis zurück - und steckte ihn wieder in den Sklavenkotter. Zusammen mit seinem dort wiedergefundenen jüngeren Bruder, dem Brabaker Streuner Francesco di Palazzo, gelang ihm die Flucht. Eine Zeitlang lebte er bei Mohas im Regenwald, zeugte dort ein Kind, wurde erneut von den Al´Anfanern gefangengenommen und kehrte erst auf Umwegen in seine darpatische Heimat zurück. Dort herrschte mittlerweile Francesco unter Alriks Namen als Baron, Bishdarielon hatte das Nachsehen: Er trat als Edler von Senkenthal in den Golgaritenorden ein. Für diesen bewacht er bis heute einen großen Boronanger unweit des Dorfes. Ende 1032 einigten sich die Zwillinge in der Rabsburger Übereinkunft auf eine Teilung der Herrschaft über die Baronie. Bishdarielon ist mit der Baronin Syrenia von Mersingen ä.H. verheiratet, einer Nichte des Großmeisters. Er residiert auf dem malerischen, aber noch unvollendeten Wasserschloß Suunkdal unweit von Senkenthal, bei Freunden wie engen Verwandten trägt er den Spitznamen "Bisch". Der Enddreißiger gilt als hochmütig, stolz und affektiert, ist aber ehrenvoll und auch sonst von den Idealen des mittelreichischen Adels, wie Frömmigkeit, Großmut und Treue, erfüllt. Manche munkeln, dass er nach der Begegnung mit einem geflügelten Dämon (einem Grakvaloth?) unter Wahnvorstellungen leiden, gar schon einmal seinen Schatten, ja, sogar seine Seele verloren haben soll. Diesbezüglich dürfte aber jetzt die Boronkirche ihre schützenden Schwingen über ihn halten...

 

Obige Lebensgeschichte ist nicht unbedingt falsch, aber schon arg für den "öffentlichen Gebrauch" geschönt. Der Streuner Francesco, ein Phexgeweihter, hat seinen Bruder nach der Rückkehr aus der Sklaverei tatsächlich dreist um Namen wie Erbe betrogen. Das Verhältnis zwischen beiden ist, gelinde gesagt, angespannt. Ebenfalls gerne verschwiegen wird, dass der Golgarit Bishdarielon in der Schlacht der Drei Kaiser 1028 BF auf Seiten seines alten Herrn Answin gekämpft hat - gemeinhin nennt man solche Leute "Answinisten" oder "Verräter". Sein Groll auf die Kaiserin Rohaja, und die Blutspur, die er im Bürgerkrieg hinterließ, machten ihn lange Jahre als Baron von Friedwang untragbar. Durch die Verlobung mit einer jungen Mersingen im Götterlauf 1032 BF gewann der Edle wieder soviel Hausmacht, dass er eine Ganerbengemeinschaft mit dem "falschen Baron Alrik" erzwingen konnte. Als Mitglied des Hochadels ist "Bruder Bisch" darüber hinaus ein recht unkonventionell auftretender, weltlich gesonnener Ordenskrieger - gewohnt, auf seinem "Außenposten" (oder Drückposten?) in der Wildermark schalten und walten zu können, wie es dem Herrn beliebt. Schließlich erhält die Rabenmark, Bischs Meinung nach, im Gegenzug reichlich Donationen und Pfründe aus seinen Ländereien. Überhaupt scheint die Boronverehrung des "Mannes mit den zwei Gesichtern" immer noch stark al´anfanisch geprägt zu sein (mag er die "Pestbeule des Südens" sonst von Herzen hassen): buntschillernd, machtbewusst bis hin zum Zynismus, gelegentlich schwatzhaft und mindestens so lebenslustig wie todesbejahend. In Wahrheit ist seine Todesverachtung für einen Golgariten nämlich...eher schwach ausgeprägt: Im Jahr des Feuers, bei der ersten Schlacht um Rommilys, stellte er sich angesichts einer verheerenden Niederlage einfach tot, seine Ordensgefährten starben.

 

Stärken:

Aristokratisches, sicheres Auftreten, enorme Hartnäckigkeit. Gutaussehender, kerniger "Frauentyp", wirkt auf das andere Geschlecht gerade durch seine etwas düstere Aura anziehend.

 

Schwächen:

Neigt wie die meisten Friedwangs zu Jähzorn, Launen, Stur- und Unbeherrschtheit. Eitel und überheblich, sowohl was sein Äußeres als auch seinen Adelsstand anbelangt. Ehre, Treue, Gehorsam und Pflichterfüllung sind für ihn oft reine Selbstzwecke, denen er menschlichere Motive (z.B. echte Sympathie, Gewissen und Überzeugung) unterordnet: wie im Falle seines alten Lehrherren Answin, den er zwar nie wirklich mochte, aber bereits als Knappe einen Gehorsamsschwur leisten musste. Durch seine Gutgläubigkeit leicht zu übervorteilen.

 

Zitate:

"Bei meiner Treu: Aufgeschoben heißt wahrlich nicht aufgehoben. Boron und ich, wir können warten."

"Habt keine Furcht vor dem Tod, lehrt sie euren Feinden."

"Jeder Atemzug bringt mich ein Stück näher an die Glückseligkeit in Borons Paradies. Wie sollte ich mich da des Lebens nicht erfreuen, bei meiner Seel?"

 

Text: Uwe Eichler